Weihwasserbecken

Im Zuge der Renovation der Pfarrkirche im Jahre 2003 ist im Eingangsbereich ein neues Weihwassergefäss aufgerichtet worden. Bewusst wurde diese Weihwasserstele aus Sandstein im Mittelpunkt des Eingangsbereiches platziert. Betritt der Besucher das Gotteshaus, so bekreuzigt er sich zur Erinnerung an seine Taufe mit dem geweihten Wasser. So wie das Weihwassergefäss am Kircheneingang steht, so steht auch die Taufe am Anfang. Sie ist das Sakrament der Eingliederung in die Kirche, Zeichen dafür, dass Gott mit jedem Menschen im Raum der Kirche ganz individuell einen unverbrüchlichen Bund schliesst. Das Weihwasser, welches wir zur beständigen Erinnerung an diesen Bund verwenden, erinnert uns daran, dass wir getauft sind auf Christi Tod und Christi Auferstehung. Mit ihm werden wir als Getaufte sterben, mit ihm werden wir auch auferstehen zu einem unvergänglichen Leben. In der Taufe werden wir somit aus Wasser und Heiligem Geist ein zweites Mal, neu geboren. Das ist die Zusage Gottes, die uns auf unserem Lebensweg begleiten und uns auch in schweren Zeiten zuversichtlich stimmen soll.

Als einer der letzten Punkte der Renovationsarbeiten wurde an dem neu errichteten Weihwasserbecken ein künstlerischer Schmuck angebracht. Die kleine Bronzeskulptur, aus der Hand von Bildhauermeister Robert Hangartner aus Altstätten, zeigt einen Walfisch der den biblischen Jona wieder an Land spuckt.

Immer wieder ist in der christlichen Tradition das Sakrament der Taufe mit dieser alttestamentlichen Geschichte des Jona in Verbindung gebracht worden. Bereits im neuen Testament, im Matthäusevangelium, sagt Jesus von sich selbst: „Wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein." (Mt 12,40) Christus selbst bringt also die Jona-Geschichte mit seinem Begräbnis und seiner Auferstehung in Verbindung. Auf diese Art wird die Botschaft des Alten und des Neuen Testamentes miteinander verbunden und auch beim Eintritt in unsere Kirche symbolisch verdeutlicht. Der Bund, den Gott durch Christus mit uns im Sakrament der Taufe schliesst ist nur zu verstehen vor dem Hintergrund des Bundes, den er mit dem Volk Israel geschlossen hat, und dieser erste Bund ist von Gott her niemals aufgekündigt worden. Nun hat die Taufe immer auch mit der Gnade Gottes zu tun, die dem Menschen geschenkt wird, mit der Vergebung seiner Sünden und Fehler, mit der Langmut und Treue Gottes. Welche biblische Geschichte wäre da beim Eintritt in die Kirche besser zu erzählen, als die Geschichte des Jona, der seinem Schöpfer ja bekanntermassen einiges zumutet, und doch nicht aus Gottes Gnade herausfallt. Und auch die Menschen in Ninive, die umkehren, erfahren erneut die Güte Gottes. Taufe als Sakrament der Umkehr und Sündenvergebung ist für jeden Menschen ein Quell unvergänglichen Lebens. Jona erhält von Gott nach drei Tagen im Bauch des Walfisches ein neues Leben geschenkt, die Bewohner von Ninive werden gerettet, Gott lässt mit sich reden, Gott bleibt bei den Menschen, auch wenn sie andere, vielleicht sogar falsche Wege gehen, Christus, auf dessen Namen wir getauft sind, hat den Tod ein für allemal überwunden. Unser Gott ist ein Gott des Lebens, er überwindet alles, was dem Leben entgegensteht. Das ist die frohe Botschaft, die beim Eintritt in unser Gotteshaus auf jeden Menschen wartet.

Abschliessend sei an dieser Stelle auch daran erinnert, dass das neue Weihwasserbecken ein Geschenk der evangelischen Kirchgemeinde Heerbrugg ist. Ein Geschenk anlässlich der Kirchenrenovation zum sechzigsten Geburtsag unserer Kirche am 28.09.2003. So erinnert dieser Stein auch an die eine, unteilbare Taufe, die allen Christen gemeinsam ist, und daran, dass auch an der Ökumene in Zukunft buchstäblich kein Weg mehr vorbeiführt.

Heerbrugg, im Januar 2004,
Thomas von der Linden, Diakon